MeinungSocial Media:Ein sicherer Weg, sich zu blamieren

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Kommentar von Detlef Esslinger

„Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“ Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) beschimpfte Tesla-Chef Elon Musk mit diesen Worten.
„Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“ Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) beschimpfte Tesla-Chef Elon Musk mit diesen Worten. (Foto: Bernd von Jutrczenka/Bernd von Jutrczenka/dpa)

NS-Vergleiche sind nie eine gute Idee – wie jetzt eine Berliner Senatorin erfuhr. Und ihre Attacke gegen Elon Musk und seine „Nazi-Autos“ hat noch eine besondere Pointe.

Wäre das nicht ein schönes gedankliches Experiment: Wie beleidigt man mit einem einzigen Satz so viele Menschen wie möglich, am wenigsten jedoch vermutlich denjenigen, den man eigentlich beleidigen möchte? Der Berliner Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe ist zu verdanken, dass es nicht bei der theoretischen Übung bleiben muss; sie hat die Arbeit freundlicherweise gleich erledigt. „Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“, schrieb sie diese Woche auf Elon Musks X: „Hersteller von E-Autos erleben Absatzhoch – abgesehen von Tesla.“ Den Protest, den sie daraufhin erntete, versuchte sie durch den Nachtrag aufzufangen, nicht „die Mitarbeitenden oder die Kunden Musks“ für dessen Positionen verantwortlich gemacht zu haben. Rechenaufgabe zum Wochenende: Wie viele Politikerinnen und Politiker wollen noch flotte Nazi-Vergleiche ausprobieren, bis auch die allerletzten begriffen haben, dass man sich damit immer, wirklich immer blamiert?

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