Gefangenenaustausch:Dieser Preis muss gezahlt werden

Die USA müssen die Basketballerin Brittney Griner aus Russland herausholen - auch wenn sie dabei ein schlechtes Geschäft machen.

Kommentar von Frank Nienhuysen

Noch sind alle wie bisher hinter Gittern. Die einen in Russland, der andere in den USA. Trotzdem bahnt sich ein spektakulärer Austausch von Gefangenen an, scheint sich überhaupt mal wieder so etwas wie Diplomatie zu tun zwischen Washington und Moskau. Doch dass sich niemand täuscht: In dem Deal, so er denn zustande kommt, steckt keinerlei Symbolik einer Annäherung. Erinnert sei an Russland und die Ukraine, die einander neulich Hunderte Gefangene übergeben haben, und der Krieg geht unvermindert weiter.

Unverhältnismäßig wäre das Angebot von US-Außenminister Antony Blinken ohnehin, zumindest auf den ersten Blick. Auf der einen Seite die in Russland inhaftierte US-Basketballspielerin Brittney Griner, eine Weltklasseathletin mit olympischen Meriten und russischem Vereinstrikot, die kurz vor Kriegsbeginn am Moskauer Flughafen mit etwas Haschisch-Öl und Vape-Kartuschen erwischt wurde. Auf der anderen Seite offenbar der berüchtigte russische Waffenhändler Wiktor But, der vor einer Dekade als einer der größten Waffenschmuggler der Welt galt und von einem britischen Minister als "Händler des Todes" bezeichnet wurde. Offenbar weil die Unterschiede und damit auch die Ungerechtigkeit allzu deutlich wirken, will Blinken dazu die Freilassung des Geschäftsmannes Paul Whelan erreichen. Den betrachtet Russland als Spion, verurteilt zu 16 Jahren Haft.

Ginge es allein nach rechtsstaatlichen Prinzipien, müssten nicht quer über den Atlantik Außenminister, Präsident und Kreml sich einschalten. Geht es aber nicht. Brittney Griner kann in Russland leider nicht auf ein faires Verfahren setzen. Ihr öffentliches Flehen am amerikanischen Unabhängigkeitstag war markerschütternd. Der Druck auf Joe Biden ist also groß geworden in Zeiten fallender Beliebtheitswerte. In diesem besonderen Fall einen Austausch anzustreben, ist deshalb nicht ehrenrührig. Es ist der Preis im Umgang mit einem Staat, der einen unbarmherzigen Krieg führt.

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