Populismus:Über den Erfolg der gefährlichen Clowns

Argentinians Vote in Legislative Midterm Elections

Ein zerzauster Kämpfer gegen das Establishment: So gibt sich Javier Milei in Argentinien. Mit der Realität hat das wenig zu tun.

(Foto: Amilcar Orfali/Getty Images)

Trump, Bolsonaro und nun ein Newcomer in Argentinien verführen die Menschen mit immer derselben Methode: Was die Geschichte eines einsamen Wals mit den spektakulären Hypes um bekannte Populisten zu tun hat.

Kolumne von Carolin Emcke

Im Dezember 1992 wurde das erste Mal jemand an der Naval Air Station Whidbey Island aufmerksam auf diesen Wal: Das Netz aus Hydrophonen im Pazifik, das man ursprünglich einmal im Kalten Krieg installiert hatte, um sowjetische U-Boote aufzuspüren, war seit Langem auf die Geräusche des Ozeans selbst ausgerichtet. An diesem Tag tauchte ein sonderbarer Laut auf, der alle erstaunte: Ein Blauwal gab Töne von sich, die jenseits aller Frequenzen lagen, die Wale sonst erreichten. Blauwale erzeugen üblicherweise Töne um die 15 bis 20 Hertz. Dieses Exemplar aber sang vor sich hin mit unfassbaren 52 Hertz. Weil diese Frequenz in jederlei Hinsicht unerhört war, verfolgten die Akustik-Experten auf der Naval Air Station von Whidbey Island dieses Tier und seine Töne über Jahre hinweg, in jeder Migrations-Saison, wenn er von Alaska nach Mexiko zog. Nichts an seinen Wanderungen schien ungewöhnlich zu sein, außer vielleicht, dass niemals andere Wale in seiner Nähe auftauchten. Er schien allein zu sein. Und er gab eben diese Töne auf einer extrem hohen Frequenz von sich. Die Techniker tauften ihn "52 Blue".

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Kolumne von Carolin Emcke

Carolin Emcke, Jahrgang 1967, ist Autorin und Publizistin. Im Jahr 2016 wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Alle Kolumnen von ihr lesen Sie hier.

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