MeinungInternationale Beziehungen:Allianzen

Kolumne von Norbert Frei

Lesezeit: 3 Min.

Die künftige US-Regierung von Joe Biden hat die Chance, den liberalen Internationalismus zu retten. (Foto: Mark Makela/AFP)

Internationale Kooperation ist zu einer Frage des Überlebens der Menschheit geworden. Das macht die Energie ihrer nationalistischen Gegner so gefährlich

Die Mühseligkeit des anstehenden Machtwechsels von Trump zu Biden hat noch nicht viele politische Hoffnungszeichen hervorgebracht. Umso mehr stechen auch Details ins Auge: So, wenn dem im Westen lange gemiedenen, zeitweise geradezu verpönten Begriff des Internationalismus plötzlich Flügel zu wachsen scheinen. Dass es mit Woodrow Wilson bereits nach dem Ersten Weltkrieg einen amerikanischen Präsidenten gab, der sich dezidiert zu einem liberalen Internationalismus bekannte, geriet in der bipolaren Welt des Kalten Krieges nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit. Und wer um "Achtundsechzig" von Internationalismus sprach, stand augenblicklich im Verdacht, eine Parteigängerin der Sowjetunion oder, fast schlimmer noch, ein Anhänger der Neuen Linken zu sein. Das erste Jahrzehnt nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Ost-West-Konflikts brachte dann eine Rückbesinnung auf das 1945 in Nürnberg begründete Völkerstrafrecht, die Menschenrechte und die internationalen Organisationen - kurz: eine Renaissance des Internationalismus, auch wenn der Begriff damals keine Rolle spielte und der Terror von 9/11 die Entwicklung schon wieder bremste, zum Teil gar in ihr Gegenteil verkehrte.

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