Süddeutsche Zeitung

Klimaschutz:Ein Anfang

Die EU stockt ihr Klimaziel auf. Sie setzt damit ein größeres Zeichen, als Kritiker ihr vorwerfen.

Von Michael Bauchmüller

Natürlich hätte Europa ehrgeiziger sein können. Die EU hätte sich beim Ausstoß von Kohlendioxid ein Minus von 60 Prozent vornehmen können, 65 oder gar 70. Stattdessen haben sich EU-Parlament, Rat und Kommission auf 55 Prozent geeinigt, inklusive eines kleinen Rechentricks. 55 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen als 1990, zu erreichen bis 2030: Gegen große Forderungen wirkt so manches Ergebnis mickrig. Aber ganz so einfach ist es nicht.

Jedes Klimaziel der EU ist ein Kompromiss zwischen Bremsern und Treibern. Hinter den 55 Prozent versammeln sich auch Länder Osteuropas, die jeden neuen Strukturwandel scheuen und mit weit weniger Klimaschutz gut leben könnten. Hinter abstrakten Prozenten stehen in der EU ganz konkrete Mechanismen, sei es der Emissionshandel, seien es CO₂-Vorgaben für Autos, sei es die interne Lastenteilung der Staaten. Das macht die Strahlkraft dieser Einigung größer, als manche Kritik vermuten lässt.

Diese Mechanismen zu nutzen, sie rasch an das neue Ziel anzupassen, ist der nächste Schritt. Zwangsläufig wird das den Druck auf Kohlekraft und Verbrennungsmotoren erhöhen und Europa in den nächsten Jahren stärker verändern, als viele ahnen. Wenn diese Erneuerung planvoll gelingt, wenn sie Beispiel gibt auch für andere Wirtschaftsräume - dann wäre für die Welt schon viel gewonnen.

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