Angesichts der Häufigkeit, mit welcher der Name „Klaasohm“ gerade auftaucht, könnte man glauben, er sei an der Regierungskrise beteiligt. Aber nein, „Klaasohm“ war nie Teil der Ampelregierung, er ist der Nikolaus von der Insel Borkum. Allerdings keiner, der Ermahnungen ausspricht und Geschenke überreicht – sondern eine Mischung aus Knecht Ruprecht, Krampus und Odin. Dann, wenn die Touristen Borkum schon lange verlassen haben, findet am 5. Dezember der höchste Feiertag der niedersächsischen Nordseeinsel statt, ausdrücklich sind hier keine Auswärtigen erwünscht: An „Klaasohm“, also an „Onkel Klaus“, laufen sieben maskierte Jungen und Männer zwischen 14 und volljährig durch die Straßen, sie tragen Masken aus Schaffell, Möwenfedern und Seehundfell. Die Maskierten jagen gemeinsam mit „Fängern“ junge Frauen und schlagen ihnen mit einem Kuhhorn auf den Po. Im Anschluss verteilt das „Wiefke“, ein Mann in Frauenkleidern, „Moppe“, ein Honigkuchengebäck. Kinder und Ältere umarmt der „Klaasohm“. Zurückgehen soll der Borkumer Brauch auf eine 200 Jahre alte Walfangtradition. Männer, die nach Monaten auf See nach Borkum zurückkehrten, sollen so die Insel symbolisch von den Frauen zurückerobert haben. Nach landesweitem Aufschrei könnte der 5. Dezember 2024 der erste Tag in der Geschichte Borkums sein, an dem der „Klaasohm“ keine Frau schlägt.
Aktuelles Lexikon:Klaasohm
Ein Nikolaus-Brauch auf Borkum, der den einen Frohsinn beschert, den anderen Schläge und der Nordseeinsel nun schlechte Presse.
Von Jana Stegemann
Klaasohm-Fest auf Borkum:„Traditionen sind nicht in Stein gemeißelt“
Auf der Nordseeinsel Borkum wurden bislang bei einem alljährlichen Ritual Frauen geschlagen, nach Protesten soll das nun vorbei sein. Die Kulturanthropologin Regina Bendix über die Funktion von Bräuchen – und deren Veränderbarkeit.
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