Im kommenden Jahr werden in Deutschland voraussichtlich 384 000 Kita-Plätze fehlen, sagt die Bertelsmann-Stiftung, 384 000 Kinder also ohne einen Betreuungsplatz, und das im Jubiläumsjahr des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung für Kinder ab drei Jahren. 2013 wurde er eingeführt, die Kindertagestätten im ganzen Land wurden massiv ausgebaut, gereicht hat es aber trotzdem nie. Jedes Jahr klafft eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
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Dass sich die Situation in den vergangenen Jahren schon und seit Beginn der Corona-Pandemie dann noch einmal mehr zugespitzt hat, können ungezählte Eltern in diesem Land qua anekdotischer Evidenz bestätigen: Kindertagesstätten haben ihre Öffnungszeiten verkürzt, regelmäßig müssen sie wegen Personalmangels spontan noch früher schließen. Sogar wer einen guten Betreuungsplatz hat, lebt in der ständigen Sorge, dass gleich das Telefon klingelt und die letzte verbliebene Erzieherin einen Hilferuf absetzt.
Es sind zwei grundsätzliche und strukturelle Probleme, die sich hier auf das Ungünstigste vermischen: der schleppende Ausbau von Kindertagesstätten auf der einen Seite und der Fachkräftemangel, der ja bei Weitem nicht nur Bildungs- und Erziehungsberufe betrifft, auf der anderen Seite. Um im kommenden Jahr für ausreichend Kita-Plätze und einen ordentlichen Personalschlüssel zu sorgen, bräuchte es 308 800 zusätzliche Fachkräfte.
Es war und ist das größte familienpolitische Ziel der vergangenen Jahre, möglichst viele Frauen in möglichst viel Erwerbsarbeit zu bringen. Dass ein Rechtsanspruch allein nicht reicht, wenn die Betreuungsplätze fehlen und in einer Pandemie vor allem die Mütter mit den Kindern zu Hause sitzen, zeigt sich auf immer dramatischere Weise. Was es also braucht? Geld natürlich von Bund und Ländern für Ausbau und Personal ebenso wie die unbürokratische Anerkennung von Abschlüssen etwa ukrainischer Erzieherinnen. Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit muss kleiner werden.