Kirche:Verantwortung - ganz konkret

Die neue Stiftung für Missbrauchsopfer gibt ein wichtiges Signal: Diesmal soll es anders werden.

Von Annette Zoch, München

Es ist ein bemerkenswerter Schritt: Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gibt eine halbe Million Euro für eine Stiftung, die Opfer von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche unterstützen will. Bemerkenswert ist das vor allem deshalb, weil es sich um Geld aus dem Privatvermögen des Kardinals handelt - sogar um den "allergrößten Teil" desselben, wie Marx sagt.

Dass manche Betroffene dies mit Misstrauen betrachten, ist nachvollziehbar, angesichts dessen, wie die katholische Kirche sie jahrelang behandelt hat und teilweise bis heute behandelt. Auch dass ein Kirchenmann ein solches Vermögen anhäufen konnte, während Missbrauchsbetroffene um wenige Tausend Euro Anerkennungsleistungen hart kämpfen mussten und bis heute müssen, mag Bitternis hervorrufen.

Doch andererseits demonstriert Marx als erster führender Kirchenmann ganz konkret, dass er sich auch persönlich in der Verantwortung sieht. Er hat selbst Fehler gemacht im Umgang mit Missbrauchsfällen. Auch wenn Geld vielleicht nichts wiedergutmacht, so ist diese Stiftung ein wichtiges Signal an die Opfer: Diesmal soll es anders werden. Die Stiftung soll nicht schon wieder etwas für die Betroffenen tun, sondern mit ihnen zusammen. Und sie ist ein deutliches Zeichen auch an die Mitbrüder - zum Beispiel in Köln oder in Hamburg.

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