Süddeutsche Zeitung

Profil:Georg Bätzing

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Der Limburger Bischof ist im Vatikan wenig vernetzt. Dies erweist sich nun im Konflikt um den Synodalen Weg als problematisch.

Von Annette Zoch, München

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat in letzter Zeit ziemlich viel Post bekommen - von den nordischen Bischöfen, von den polnischen Bischöfen, von amerikanischen und afrikanischen Bischöfen. In all diesen Schreiben drücken die Eminenzen und Exzellenzen ihre Besorgnis aus angesichts des angeblich kirchenspalterischen Potenzials des deutschen Synodalen Wegs, der Reformdebatte zwischen Klerikern und Laien. Nur auf einen Brief wartet der Limburger Bischof bislang vergeblich: Auf eine Einladung aus Rom an das Präsidium des Synodalen Wegs, namentlich Bätzing und Irme Stetter-Karp als Chefin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Gerne würden beide den Reformprozess mal in Ruhe erklären.

Doch Rom möchte offenbar nicht zuhören, sondern lieber Ansagen machen: Der Heilige Stuhl veröffentlichte Ende vergangener Woche eine Erklärung im Basta-Stil, wonach der deutsche Synodale Weg nicht befugt sei, Änderungen an der katholischen Lehre vorzunehmen. Nichts anderes steht in der Satzung der Reformdebatte - alles, was an Beschlüssen einer gesamtkirchlichen Regelung bedürfe, wie die Zulassung von Frauen zum Amt der Diakonin oder Änderungen am Zölibat, solle nur als Votum an den Heiligen Stuhl übermittelt werden. Doch dem Vatikan war es wohl wichtiger, öffentlichkeitswirksam auf den Tisch zu hauen, und sei es nur mit der Verkündung einer Binsenweisheit.

"Congrega in unum" - "Führe zusammen" ist Bätzings Wahlspruch als Bischof. Als der heute 61-Jährige im September 2016 in Limburg dieses Amt antritt, hat das Bistum Einigkeit bitter nötig. 2014 war Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zurückgetreten, weil er die Öffentlichkeit über die explodierenden Kosten von am Ende 31 Millionen Euro für den Umbau seiner Bischofsresidenz getäuscht hatte. Bätzing, der sich bodenständig gibt, privat gerne Freunde bekocht und Heimorgel spielt, zieht bewusst nicht in die Bischofsgemächer auf dem Limburger Domberg, nur sein Büro befindet sich nebenan. Wenn Besucher ihn nach der legendären Tebartz-Badewanne fragen, scherzt er, die werde gerade neu vergoldet.

Vier Jahre später, im September 2020, wird Bätzing schließlich der Nachfolger von Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx als Chef der deutschen Bischofskonferenz. Viele sprechen damals von einem neuen Stil: Anders als Marx ist Bätzing kein Lautsprecher, kein Alphatier, er sieht sich als Moderator. Aber auch er zeigt sich vielen Reformanliegen gegenüber offen und findet oft schonungslose Worte über den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland. "Ich schäme mich für diese Kirche", sagte er nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens. Auch in seiner eigenen Diözese wurde Bätzing jüngst vorgeworfen, falsch gehandelt zu haben: Er hatte einen Priester zum Bezirksdekan befördert, obwohl bekannt war, dass dieser Frauen belästigt hatte. Schwer getroffen hat ihn der Suizid des Leiters des Limburger Priesterseminars im Juni. Erst einen Tag zuvor hatte Bätzing ihn angehört und wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe von allen Aufgaben freigestellt.

Der Missbrauchsskandal ist der Grund für den Synodalen Weg. Dessen Mit-Erfinder heißt übrigens Kardinal Marx, Bätzing hat den Prozess von ihm nur geerbt. Anders als Marx, der zum engsten Beratergremium des Papstes gehört, ist Bätzing in Rom wenig vernetzt. Er spricht kein Italienisch, hat nicht in Rom studiert oder im Vatikan gearbeitet. Einen direkten Draht in die Kurie hat hingegen Augsburgs Bischof Bertram Meier, der als Kritiker des Synodalen Wegs gilt, er arbeitete lange im Staatssekretariat des Vatikans. Bätzings unterentwickelter Kommunikationskanal könnte sich nun als problematisch erweisen, denn offensichtlich werden in Rom jene Stimmen nicht gehört, die dem Papst und den Kurialen die Sorge vor einem deutschen Sonderweg nehmen können. Vielleicht will Rom aber auch gar nicht zuhören.

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