Jordanien:Gefährliches Signal

König Abdullahs Staat galt bisher als stabil. Gerade deshalb sollte er auf die steigende Unzufriedenheit nicht mit Härte reagieren.

Von Moritz Baumstieger

König Abdullah von Jordanien hatte bislang vor allem eines im Angebot: Stabilität. Er lebte gut davon. Während sich Staatsoberhäupter in der Region in antiisraelischer Rhetorik ergingen, Diktatoren ihre Bürger folterten, Revolutionen scheiterten und Volksgruppen sich bekriegten, war sein Königreich vor allem: geschätzter Partner.

Die Stabilität von Abdullahs Staat war einerseits mit Milliarden Dollar Militär- und Wirtschaftshilfe aus dem Ausland erkauft. Doch das Königreich der Flüchtlinge - erst kamen die Palästinenser, dann die Iraker, zuletzt die Syrer - wäre längst explodiert, wenn der Hof der Bevölkerung nicht in Maßen gestattet hätte, zumindest verbal Druck abzubauen. Ein Hort der Liberalität und Meinungsfreiheit war Jordanien dabei nie, sondern immer eine Monarchie - aber eben auch kein Willkürstaat.

Zuletzt verdichteten sich jedoch die Zeichen, dass das Königshaus hartes Durchgreifen als notwendig ansieht - und es steht zu befürchten, dass sich dieser Trend nach dem angeblichen Umsturzversuch verstärken wird. Dass sich sein Halbbruder an die Spitze der Unzufriedenen setzte, sollte Abdullah als Anlass zum Nachdenken nehmen: Wenn der Druck steigt, sind flexible Systeme meist stabiler als jene, die vor allem hart und starr sind.

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