Der vergessene Krieg, so wird der Konflikt in Jemen häufig genannt. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie weit er angesichts der russischen Invasion in die Ukraine weiter in Vergessenheit geraten wird. Ein Drittel der Weizen-Importe Jemens stammen aus der Ukraine. 13 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten sind schon jetzt vom Hungertod bedroht. Und langsam geht das Geld aus. Die kürzliche Uno-Geberkonferenz für das ärmste Land der Arabischen Halbinsel endete im Fiasko. Nur ein Drittel der erhofften 3,9 Milliarden Euro konnten gesammelt werden.
Angesichts dieser Ausgangslage müssen die jüngsten Huthi-Angriffe auf Saudi-Arabien und die gescheiterte Friedensoffensive des Golfkooperationsrates Europa und die USA zum Handeln bewegen. Der Krieg in Jemen ist komplex, die jemenitische Gesellschaft ist tief gespalten. Bislang sind alle internationalen diplomatischen Bemühungen gescheitert, den sieben Jahre andauernden Konflikt zu beenden. Dennoch benötigt Jemen eine diplomatische Offensive, bevor sich die Lage der Zivilbevölkerung weiter verschlechtert.
Saudi-Arabien ist gerade in einer Position der Stärke gegenüber Europa
Die Konfliktparteien müssen unter der Federführung der Vereinten Nationen erneut miteinander ins Gespräch kommen und einen dauerhaften Waffenstillstand vereinbaren. Die humanitären Projekte müssen besser koordiniert werden, damit die Huthis Hilfslieferungen nicht abfangen. Die Europäer und die USA können versuchen, über Teheran Druck auf die Huthis auszuüben. Die Rebellen sind keine iranischen Marionetten, dennoch kann Teheran seinen Einfluss auf die Miliz geltend machen. Auch Saudi-Arabien muss Zugeständnisse machen.
Allerdings findet sich die Golfmonarchie gerade in einer Position der Stärke wieder. Europa und die USA sind auf den Energielieferanten angewiesen. Belehrungen, wie Saudi-Arabien einen Krieg zu beenden und Zugeständnisse an die Huthis machen sollte, könnten in Riad gerade nicht gut ankommen.