Japan:Weiter. Irgendwie

Die Betreiber des Katastrophen-Reaktors in Fukushima verklappen künftig behandeltes radioaktives Kühlwasser im Meer. Ein Skandal? Nicht unbedingt, vielmehr war die Entscheidung unvermeidlich, weil die geschmolzenen Reaktorkerne unermüdlich schwelen.

Von Thomas Hahn

Japans Regierung hat entschieden, das behandelte radioaktive Kühlwasser aus dem kaputten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer zu kippen. Zehn Jahre nach der Nuklearkatastrophe gehen dem Kraftwerksbetreiber Tepco die Lagertanks aus. Die geschmolzenen Reaktorkerne schwelen unermüdlich. Der Notbetrieb muss irgendwie weitergehen. Der Beschluss war unvermeidlich.

Der Rückbau von Fukushima Daiichi ist zu ernst, als dass man darin ständig einen neuen Skandal sehen sollte. Die Japaner entsorgen nicht rücksichtslos Atommüll. Sie verklappen gereinigtes Kühlwasser, das internationalen Sicherheitsstandards genügt. Sie sind nicht die Ersten, die das tun. Sie sind nur die Ersten, denen die ganze Welt dabei zuschaut. Daraus leitet sich eine Verantwortung ab, die Tokio und Tepco aus eigenem Interesse nicht enttäuschen können.

Das Misstrauen bekommen sie trotzdem nicht los. Fischer und Naturschützer schimpfen sehr laut. Wer will es ihnen verdenken? Gerade Tepco feierte einst die Sicherheit der Kernenergie. Die Firma ließ keinen Zweifel zu und glaubte nicht einmal, dass ein Atomkraftwerk am Meer einen ordentlichen Küstenschutz braucht. Solche Irrtümer merken sich die Menschen. Die Folgen spüren Japans Regierung und Tepco auch an einem Tag der Entscheidung, der den Weg zum Rückbau ebnen soll.

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