Italiens obskure Sommerkrise hat auch eine Siegerin geboren, und das ist einer der finstersten Aspekte überhaupt. Giorgia Meloni, die Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia, gilt als Nutznießerin des politischen Schmelzdramas und als Favoritin bei der vorzeitigen Neuwahl im Herbst. Man nennt die Römerin auch "Kaiserin der Umfragen". Die meisten Institute sehen die "Brüder Italiens" ganz vorne, mit 21 bis 24 Prozent.
Das muss noch nichts heißen, die Kampagne hat erst begonnen. Meloni profitierte davon, dass sie die einzige Opposition zu Mario Draghis Regierung der nationalen Einheit war. Aller Unmut im Volk floss als Kapital auf ihr Konto. Außerdem sind viele Variablen schwer auszurechnen: Das Wahlrecht ist kompliziert; das Parlament wird erstmals in seiner verkleinerten Version gewählt; und das Rechtslager ist gespalten. Silvio Berlusconi von Forza Italia und Matteo Salvini von der Lega sind die Chefambitionen von Meloni nicht gerade lieb. Gewinnen kann diese mehrheitlich rotzig populistische, nationalistische Rechte nur geeint.
Was man aber schon erahnen kann: Meloni wird den Erben des Faschismus wohl ein historisch hohes Wahlresultat bescheren. Wer sich ihre traurig reaktionäre Wertewelt zu Immigration, Islam, Familienpolitik und Genderfragen mal anhören möchte, gibt im Netz "Meloni Marbella Vox" ein und schaut sich das Video an. Sie spricht da zu den Anhängern der rechtsextremen spanischen Partei Vox. Der Epilog ist eine Offenbarung. Ihr Furor auch. Ausgerechnet zum 100. Jahrestag von Mussolinis Marsch auf Rom im Herbst 1922 schicken sich die Nachlassverwalter des Duce an, die italienische Parlamentswahl zu gewinnen.