Völlig losgelöst, so muss sich das für die Astronautinnen und Astronauten anfühlen, die auf der Internationalen Raumstation ISS im Wortsinn nichts mehr runterzieht. Das schwebende Leben entlastet die Wirbelsäule, die Bandscheiben saugen sich voll, weil sie nicht mehr zwischen den Wirbeln ausgepresst werden. Das Herz braucht nicht mehr so stark zu pumpen, um Blut bis in den Kopf zu bringen und man kann sich so leicht fortbewegen, dass die Muskeln sich zurücknehmen, wenn sie nicht gezielt trainiert werden. Schwerelos sind die ISS-Bewohner nicht etwa, weil die Erde zu weit weg wäre, um ihre Körper an sich zu ziehen. In den 400 Kilometern Entfernung wirken immer noch 88 Prozent der Erdanziehung auf der Oberfläche. Vielmehr befindet sich die ISS im freien Fall auf einer Spiralbahn um die Erde. Die Astronauten schweben wie bei einem Parabelflug. Durch Reibung an der dünnen Erdatmosphäre sinkt die ISS Dutzende Meter pro Tag und wird deswegen sporadisch mit Triebwerken auf eine höhere Bahn zurückgeschoben. Nach neun Monaten auf der ISS haben die unfreiwilligen Langzeitastronauten Suni Williams und Barry Wilmore den freien Fall beendet und spüren wieder das Gravitationsfeld der Erde. Jetzt müssen sich ihre weich gewordenen Füße wieder an ein Leben auf dem Boden gewöhnen.
Aktuelles LexikonSchwerelosigkeit

Zustand, den man etwa beim Parabelflug erreicht, oder wenn die Erdanziehungskraft nachlässt. Und in dem man weniger Muskeln braucht.
Von Theresa Palm
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