Israel und die Palästinenser:Das Virus der Gewalt

Straßenschlachten in Jerusalem und Raketen aus dem Gazastreifen signalisieren: Der raue Alltag ist zurück im Nahen Osten. Das birgt neue Gefahren.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Das Coronavirus ist in Israel auf dem Rückzug, der Alltag kehrt wieder ein - und zu diesem Alltag gehört leider auch die Gewalt. Straßenschlachten zum Ramadan in Jerusalem und ein Raketenhagel aus dem Gazastreifen signalisieren, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern höchstens eine Pandemie-Pause eingelegt hat. Wird dieses Virus der Gewalt nicht schnellstens eingedämmt, droht gar die Gefahr, dass von Corona gleich auf Krieg umgeschaltet wird.

Wie schnell die Lage eskalieren kann, hat die Region schon oft erlebt. Auch bei dem, was gerade wieder hochkocht, sind reichlich Zutaten aus Teufels Küche dabei: Es geht ums heilige Jerusalem, die Extremisten in beiden Lagern haben sich formiert, und obendrein gibt es auf beiden Seiten angeschlagene Führungen, die anfällig sind für Ablenkungsmanöver. Das gilt für Israels Premier Benjamin Netanjahu, dem die Macht entgleitet, ebenso wie für den Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas, der sich aus der Zwickmühle angekündigter Wahlen befreien muss.

Helfen können in dieser Lage auch Warnrufe von außen - aus den USA und der EU, aus Bahrain oder aus Abu Dhabi. Denn es gilt zu verhindern, dass die Gewalt all die Hoffnungen zerstört, die durch die jüngsten Normalisierungsabkommen und die Amtsübernahme von US-Präsident Joe Biden aufgekeimt sind.

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