MeinungNahost:Je länger das Elend dauert, desto weniger erreicht es uns

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Kolumne von Carolin Emcke

Lesezeit: 4 Min.

All das Elend, die Angst, die Verzweiflung in einem Gesicht. Das Bild entstand am Dienstag dieser Woche bei einer Beerdigung in Chan Yunis im Gazastreifen.
All das Elend, die Angst, die Verzweiflung in einem Gesicht. Das Bild entstand am Dienstag dieser Woche bei einer Beerdigung in Chan Yunis im Gazastreifen. (Foto: Mohammed Salem/REUTERS)

Wer interessiert sich noch für die hungernden Zivilisten in Gaza, wen kümmern noch die jüdischen Geiseln? Aber der Krieg lässt sich nicht vom Leib halten. Nicht auf Dauer jedenfalls.

An manchen Tagen gelingt es: das Verdrängen. An manchen Tagen gelingt es: das Ausblenden aller quälenden Bilder, das Abwehren aller Gedanken, die die eigene Behaglichkeit stören könnten. An manchen Tagen gelingt sie: die simulierte Normalität. Das Weiterleben, als ob. Als ob es kein Sterben gäbe, als ob nicht gleichzeitig Menschen eingingen, an Hunger, an Durst, als ob nicht seit mehr als einem Jahr Menschen eingesperrt und gefangen wären, ausgeliefert ihren Peinigern und der Not, als ob nicht seit einem Jahr Menschen vertrieben und bombardiert würden. Verzweifelt im Radius aus Tod und Zerstörung. Allzu oft hat sich Nebel über das Grauen im Nahen Osten gelegt und macht es unsichtbar.

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