Islamistischer Terror:Bekenntnisse reichen nicht

Millionen Muslime wollen in Europa einfach nur gleichberechtigt dazugehören. Wer sie offen annimmt, kann engste Verbündete im Kampf gegen den Extremismus gewinnen

Von Stefan Braun

Im Kampf gegen den islamistischen Terror hat es schon viele Lippenbekenntnisse gegeben. Natürlich stehe man zusammen, kämpfe gemeinsam, helfe sich - seit Beginn der Terroranschläge in Europa wurde das oft beteuert. Und doch sind Gefühle wie Ohnmacht und Wut nach einem Anschlag nur selten zum gemeinsamen Schmerz verschmolzen.

Daher muss aus der Schaltkonferenz vom Dienstag, an der neben der EU-Spitze auch Kanzlerin Angela Merkel, ihr österreichischer Kollege Sebastian Kurz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron teilnahmen, mehr erwachsen als große Worte. Im Innern stark wird ein gemeinsames Europa nur, wenn es nicht nur eine Festung sein will, sondern auch seine Werte einer liberalen, demokratischen, weltoffenen Gemeinschaft verteidigt.

Sicher, es braucht schnellere Absprachen zwischen den Geheimdiensten der Mitgliedsstaaten. Und ja, die Sicherheitsbehörden sollen nicht hinterherhecheln, wenn potenzielle Attentäter modernste Verschlüsselungstechniken nutzen. Aber Europa muss auch klären, wie es mit Millionen Muslimen umgeht, die keinem politischen Islam anhängen, sondern in Österreich, Frankreich, Deutschland gleichberechtigt dazugehören möchten. Sie können natürliche Verbündete im Kampf gegen den Terror sein. Wenn man sie wirklich als Teil Europas annimmt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: