Süddeutsche Zeitung

Lexikon:IS-K

Ableger des "Islamischen Staats" in Afghanistan, der sich durch noch größere Brutalität als die Taliban auszeichnet.

Von Tomas Avenarius

Der Generalbundesanwalt warnt vor Islamistenterror in Deutschland. Im Sinn hat er den afghanischen Ableger des "Islamischen Staats". Der "Islamische Staat in der Provinz Khorasan" (IS-K) terrorisiert die Afghanen seit 2015. Noch brutaler als die am Hindukusch herrschenden Taliban hat der IS-K bisher nur in Afghanistan und in Pakistan angegriffen. Am schlimmsten war der Anschlag auf den Flughafen Kabul. Nach der Machtübernahme der Taliban und vor dem Abzug der letzten westlichen Truppen wollten Ende 2021 Zehntausende mit einer der Militärmaschinen vor ihren neuen Herrschern fliehen. Da sprengten sich IS-Kämpfer vor der Flughafenmauer in die Luft: Mehr als 150 Afghanen und 13 US-Marines starben. Meist attackiert der IS-K die Hazara, die schiitische Minderheit. Sie sind in den Augen der Dschihadisten todeswürdige Ketzer. Da die Taliban mit dem IS-K bitter verfeindet sind, zählen zu den Opfern aber auch Funktionäre und - für Kabuler Verhältnisse - liberale Prediger. Der afghanische Ableger des in Syrien und im Irak in einem selbst ausgerufenen Kalifat über Jahre herrschenden und inzwischen zerschlagenen IS wurde von abtrünnigen Taliban und Al-Qaida-Dschihadisten gebildet. Der Namensteil "in Khorasan" sucht Legitimation durch den mittelalterlichen Namen der Muslime für die zentralasiatische Großregion. Die Terrorgruppe soll mehr als 2000 Kämpfer haben, die in kleinen Zellen organisiert sind. Ihre Rückzugsgebiete sind die gebirgigen Provinzen Kunar und Nangarhar in Ost-Afghanistan.

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