MeinungImpfpass:Es dauert mal wieder

Portrait undefined Björn Finke

Kommentar von Björn Finke, Brüssel

(Foto: Ulrich Nusko/imago images; Collage SZ)

Manche EU-Regierung fordert jetzt schon Reisefreiheit für Geimpfte. Doch die Debatte kommt zu früh. Wichtiger und dringender ist es, erst einmal ein gemeinsames Impfpass-System zu etablieren.

Es geht um die Freiheit der Bürger - und um sehr viel Geld: Mitgliedstaaten, deren Wirtschaft stark vom Tourismus abhängt, dringen auf die Einführung einheitlicher Corona-Impfpässe in der EU. Wer eine Impfung nachweisen kann, soll einfacher reisen können. Damit wollen die Regierungen verhindern, dass auch in diesem Sommer die Tourismussaison mehr oder weniger ausfällt. Die Staats- und Regierungschefs diskutierten darüber am Donnerstag auf ihrem Videogipfel, aber Durchbrüche blieben aus.

Denn manche Regierungen halten die Debatte über Reisefreiheit für verfrüht - und sie haben recht. Schließlich ist noch nicht zweifelsfrei belegt, ob und welche Vakzine verhindern, dass die Geimpften das Virus trotzdem weitergeben. Wichtiger ist daher, dass sich die Staaten zunächst darauf konzentrieren, wirklich wie geplant bis Sommer ein System gegenseitig anerkannter Impfpässe zu etablieren.

Solche Vorhaben dauern in der EU manchmal länger als erhofft. So gelobten die Staaten bereits im Oktober, ein einheitliches Formular zum Aufenthaltsort von Reisenden zu entwickeln. Bislang ohne Resultat. Beim Impfpass dürfen die Regierungen nicht so trödeln. Liegen dann in einigen Wochen mehr Studien vor, sind mehr Menschen geimpft und funktioniert das Impfpass-System, kann über Reisefreiheit debattiert werden.

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Corona-Pandemie
:EU-Impfpass soll bis Sommer kommen

Laut Bundeskanzlerin Merkel wird das Dokument aber nicht alleine bestimmen, wer reisen darf. Mehrere Mitgliedstaaten fordern Erleichterungen für Bürger mit Corona-Schutz, andere halten das für vorschnell.

Von Björn Finke, Matthias Kolb, Brüssel, und Henrike Roßbach, Berlin

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