Die deutsche Impfquote kommt seit Wochen kaum noch vom Fleck, da konnte man schon ahnen, was nun eine Forsa-Studie offenbart: Jene, die jetzt noch nicht geimpft sind, wollen einfach nicht. Fast 90 Prozent der Ungeimpften haben die Absicht, genau das zu bleiben. Das ist gleich aus mehreren Gründen bitter.
Zum einen zeigt es die kommunikativen Fehler, die in Deutschland im Umgang mit der Pandemie passiert sind. Die Skeptiker hielt man lange für eine vernachlässigbare Gruppe, die Bedeutung von Falschinformationen im Internet wurde völlig unterschätzt. Mit dem Resultat, dass es nicht nur Menschen gibt, die sich aus Sorge vor vermeintlichen medizinischen Risiken nicht impfen lassen wollen. Die Gruppe derer, die eine Impfung verweigern, weil sie politischen Entscheidungsträgern grundsätzlich misstrauen, hat offenkundig eine beängstigende Größe erreicht. Das ist auch mit Blick auf die Zukunft dieser Gesellschaft gefährlich.
Zwei Dinge müssen nun passieren: Die kommunikativen Anstrengungen müssen dramatisch erhöht werden, in allen sozialen Gruppen. Fehlinformationen, die bei Messenger-Diensten und in sozialen Netzwerken kursieren, muss viel mehr akkurate Information entgegengesetzt werden. Und zweitens müssen alle Corona-Entscheidungen mit Blick auf diese beiden Aspekte getroffen werden: die Folgen für die Pandemie und für den Zusammenhalt im Land.
Das heißt keinesfalls, dass man Impfverweigerern mit laxeren Auflagen entgegenkommen muss. Das Ziel muss sein, Zusammenleben möglich zu machen, ohne den Riss in der Gesellschaft weiter zu vertiefen. Strengere Regeln wie 3G im Job könnten da sogar hilfreich sein: Wenn alle wissen, dass die Kolleginnen und Kollegen entweder geimpft oder frisch getestet sind, nimmt das Druck vom Umgang miteinander. Im besten Fall kommen auch Menschen mit fundamental unterschiedlichen Überzeugungen wieder ins Gespräch. Das Land hätte es dringend nötig.