Die Fünfzigerjahre der Bonner Republik gelten zu Recht als die hohe Zeit der Yellow Press. Sich über die dort genährte (und bis heute nicht gestillte) Sucht nach Adelsgeschichten und bunten Bildern kulturpessimistisch zu erheben, gehörte damals in besseren Kreisen zum guten Ton. Den hat sofort wieder im Ohr, wer aus gegebenem Anlass nachliest, wie pikiert und zugleich devot zwei Spiegel-Redakteure im Frühjahr 1957 ihr Interview mit "Dr. Louis Ferdinand Prinz von Preußen" eröffneten. Die erste Frage an "Kaiserliche Hoheit" nämlich galt den "westdeutschen Illustrierten", die sich in letzter Zeit "immer wieder" mit der "Geschichte des Hauses Hohenzollern oder mit Ereignissen um Mitglieder des Hauses befassen". Doch während die beiden Journalisten wortreich mangelnde "Nuancen des Geschmacks" beklagten und nach "Barrieren" verlangten, bekannte der Befragte: "Ich finde es besser so; denn eine völlig freie und lebendige Presse ist in jedem Falle einer geknebelten Presse - wie damals unter Goebbels - vorzuziehen."
Geschichte:Die Rolle der Hohenzollern nach dem Krieg
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In der Debatte um die Hohenzollern kommt die Nachkriegszeit bisher kaum vor. Dabei versuchte die Familie, auch in der jungen Bundesrepublik politisch Einfluss zu nehmen. Ein Adeliger erhielt sogar eine Stimme bei der Wahl zum Bundespräsidenten.
Kolumne von Norbert Frei
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