Aktuelles Lexikon:Heimtrainer

Ein Gerät, das in der Pandemie beliebter denn je und auffällig teuer geworden ist.

Von Titus Arnu

Das Hamsterrad gilt als Sinnbild der sisyphoshaften Routine. Wer jedoch auf einem Ergometer strampelt, ohne vom Fleck zu kommen, gilt als gesundheitliches Vorbild. Die Idee, im geschlossenen Raum auf einem Gerät zu rudern, zu laufen oder zu treten, galt lange als Form des Irrsinns. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Fitnessgeräte auf. Der schwedische Arzt Gustav Zander erfand damals Maschinen zur "medico-mechanischen Therapie" seiner Patienten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann "Schönheitsmaschinen" für Damen, Kraft- und Ausdauergeräte für Herren entwickelt. Mittlerweile stehen laut Statistischem Bundesamt zwölf Millionen Crosstrainer, Laufbänder und Ergometer in deutschen Hobbykellern und Schlafzimmern herum. Jeder vierte Haushalt hat solch ein Gerät, ob es auch benutzt wird, steht nicht in der Statistik. Vor allem seit Beginn der Pandemie und der Einschränkung gemeinschaftlicher Sportarten boomt das Geschäft: Heimtrainer kosteten im vergangenen Jahr 14,4 Prozent mehr als 2019 - der Verbraucherpreisindex stieg im selben Zeitraum nur um 3,6 Prozent. Der Trend geht zum Zweit- und Drittgerät, die Maschinen sind digitalisiert und vernetzt. Von der Stelle kommt man bei aller Mühe nicht - passend zum allgemeinen Lebensgefühl in der Pandemie. Man muss sich Sisyphos als einen sportlichen Hamster vorstellen.

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