Profil:Ein Gesamtkunstwerk

Profil: Heidi Horten sammelt zwar Kunst, ist aber auch bei Eishockeyspielen anzutreffen - hier bei einem Spiel des KAC Klagenfurt gegen HC Innsbruck neben ihrem Mann Kari Goëss.

Heidi Horten sammelt zwar Kunst, ist aber auch bei Eishockeyspielen anzutreffen - hier bei einem Spiel des KAC Klagenfurt gegen HC Innsbruck neben ihrem Mann Kari Goëss.

(Foto: imago sportfotodienst/imago/GEPA pictures)

Milliardärin Heidi Goëss-Horten macht mit einem Privatmuseum Schlagzeilen, die ihr vermutlich lieber sind als die über ihre Verbindung zur ÖVP.

Von Cathrin Kahlweit

Für eine Milliardärin, die recht zurückgezogen in ihrem Schloss am Wörthersee lebt, machte Heidi Goëss-Horten, geborene Jelinek, geschiedene Charmat, zeitlebens ziemlich viele Schlagzeilen. Und nicht alle dürften ihr immer gefallen haben. Im Augenblick füllt der Name Heidi Horten - in Kombination mit den Worten Collection oder Privatsammlung - die Feuilletons. Die mittlerweile 81-Jährige, die ihr Berufsleben als Sekretärin bei der Firma "Ideal Standard Registerkassen" begann, hat sich einen ihrer Lebensträume erfüllt und im Zentrum Wiens ein einstiges, erzherzogliches Palais zum Museum umbauen lassen. Dort werden von nun an Teile ihrer umfangreichen Kunstsammlung mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts gezeigt, und die ersten Reaktionen sind überwiegend positiv: Lichte Architektur, Vielfalt, weiblicher Blick.

Allerdings kommt kein Bericht dazu ohne Verweis auf ihren ersten, 1987 verstorbenen Ehemann aus. Mithilfe seines Vermögens erwarb Heidi Horten die ersten Kunstwerke, die später zu einer beachtlichen Sammlung anwuchsen: Der sogenannte "Kaufhaus-König" Helmut Horten machte seine ersten Millionen in der NS-Zeit. Seine dreißig Jahre jüngere Frau, die ihn im Alter von 19 Jahren an einer Hotelbar in Velden kennengelernt hatte, kämpft bis heute gegen den Vorwurf an, er sei ein "Nazi-Profiteur". Vor zwei Jahren erst, und unter anhaltendem öffentlichen Druck, gab sie eine Studie in Auftrag, in der die Vergangenheit Hortens beleuchtet wird und laut der er "vergleichsweise fair" agiert habe.

Diamanten, Adelstitel, Schönheitschirurgen: Um die Mäzenin ranken sich viele Mythen

Seine Witwe, die nach seinem Tod erst einen französischen Blumengroßhändler und später den zehn Jahre jüngeren Adeligen Karl Anton Graf von Goëss heiratete, besitzt unter anderem Anwesen auf den Bahamas und in der Schweiz sowie die Luxusyacht Carinthia VII. Society-und Klatschblätter berichten regelmäßig über das Leben einer der reichsten Frauen Österreichs und spekulieren über ihre Besuche bei Luxus-Labeln und Schönheitschirurgen. Sie bestehe darauf, heißt es, seit ihrer letzten Hochzeit "Gräfin" genannt zu werden - aber das ist ebenso wenig überprüfbar wie viele andere Mythen, die sich um die optisch stark verjüngte Mäzenin ranken. Fakt ist: Sie bekam von Helmut Horten zur Hochzeit einen berühmten Diamanten, den "Blauen Wittelsbacher", den sie später wieder verkaufte. Sie ist in der Stiftung ihres ersten Mannes engagiert, die medizinische Forschung fördert. Und sie zeigte Teile ihrer Kunstsammlung erstmals öffentlich und mit großem Erfolg 2018 im Wiener Leopold-Museum.

Weniger öffentlich hingegen war lange Zeit ihre Sponsorentätigkeit für die unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz zu den "Türkisen" mutierte Volkspartei. Aus ihrem geschätzten Vermögen von etwa drei Milliarden Euro spendete sie in den Jahren 2018 und 2019 mehr als 900 000 Euro an die ÖVP. Jede monatlich auf dem Parteikonto eingehende Tranche blieb mit 49 000 Euro allerdings unter der Schwelle, bei der die ÖVP die Zuwendung hätte publik machen müssen. Erstmals hatte der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im legendären Ibiza-Video heimliche Parteispender aufgezählt, die aber alle dementierten. Nachdem jedoch eine Spenderliste an den Standard geleakt worden war, veröffentlichten die Konservativen 2019 die entsprechenden Daten. Horten erwies sich als die großzügigste Förderin der ÖVP.

Mehreren Ladungen des Untersuchungsausschusses zur "mutmaßlichen Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung" kam sie mit Verweis auf ihre angeschlagene Gesundheit nicht nach. In einem Brief betonte sie, mit ihren Zuwendungen sei keine "Gegenleistung" verbunden gewesen. Die "unwürdige Diskussion" um ihre "gut gemeinte Spende" habe sie aber zu der "Überzeugung kommen lassen", dass sie keiner Partei mehr Geld geben werde. Die Oppositionsfraktionen drohten ihr schließlich mit Vorführung und Beugestrafe, aber dazu kam es nicht mehr. Wenig später musste der Ausschuss seine Arbeit einstellen.

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