Aktuelles Lexikon:Hanebüchen

Ein Wort, das sich eigentlich jenseits einer moralischen Wertung bewegt, sich nicht auf die der Kategorien gut oder schlecht bezieht - und trotzdem eine messerscharfe Bedeutung hat.

Von Fritz Göttler

Mit lang gezogenen Vokalen kommt das Wort daher, ein bisschen träge, aber seine Bedeutung ist messerscharf, es meint: abwegig und absurd, haarsträubend oder unmöglich - eine hanebüchene Frechheit, ein hanebüchener Unsinn, auf den man nur mit Unverständnis reagieren kann. So sah das auch Dietmar Bartsch, Chef der Linksfraktion im Bundestag, als er in der Neuen Osnabrücker Zeitung die Vorwürfe gegen seine Partei "hanebüchen" nannte, weil die sich in der Abstimmung zum Bundeswehr-Einsatz in Kabul im Bundestag mehrheitlich der Stimme enthalten hatte. Die Linke habe im Juni beantragt, Deutsche und Ortskräfte zu evakuieren. "Union und SPD haben das abgelehnt." Das Wort lautete ursprünglich hagebüchen, es kam von der Hagebuche, Carpinus betulus, aus der Familie der Birkengewächse, eine der beliebtesten deutschen Heckenpflanzen, heute vorwiegend Hainbuche genannt. Ihr Holz, heißt es im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, sei "handfest, derb, knorrig, grob". Und das war auch die erste Bedeutung von hagebüchen. Man sprach vom "hagebüchenen kerl," von einem "hagebüchenen gewächs". Später kam dann die Bedeutung von steif und schwer zu bewegen hinzu: "Mein Kopf war so hagebüchen." Elegant ist, dass das Wort sich eigentlich jenseits einer moralischen Wertung bewegt, sich nicht auf die der Kategorien gut oder schlecht bezieht.

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