Der Hype, der Rummel um eine Person, ist ein beflügelnder Weggefährte. Annalena Baerbock erlebt das gerade. Seit die Grüne ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt hat, sind ihrer Partei 2159 Menschen beigetreten, in nur einer Woche. Auch die Umfragewerte der Partei schießen nach oben. Nach Forsa sieht nun auch das Meinungsforschungsinstitut Kantar die Grünen bei 28 Prozent und vor der Union. Das ist Rekord - und ein Warnsignal.
Nichts ist riskanter für neue politische Hoffnungsträger, als Erfolge zu feiern, die noch gar nicht errungen sind. Der SPD-Mann Martin Schulz hat das erfahren müssen, der 2017 wie ein Erlöser gefeiert wurde. Man wählte ihn zum Parteichef mit sagenhaften 100 Prozent und zum Kanzlerkandidaten, bevor das Publikum ihn in brutalstmöglicher Gleichgültigkeit ins Nichts stürzen ließ.
Was überhöhte Umfragewerte anrichten können, erlebte im Jahr 2011 auch die Grüne Renate Künast. Sie wollte Berlins SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit ablösen. Forsa sah ihre Partei in den Umfragen schon bei 30 Prozent und vor der SPD. Ein Sog entstand, mit erheblichen Folgen. Die Grünen könne ohnehin keiner mehr aufhalten, glaubten damals viele - und gaben ihre Stimme der SPD. Künast verlor. Applaus vor der Zeit ist ein gefährlicher Geselle.