Auszeichnungen:So nickelig war die CDU früher nicht

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(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Große Kreuze und große Zeremonien: Wie Theodor Heuss für Konrad Adenauer den Orden erfand, den die Christdemokraten im Fall Angela Merkels nicht feiern wollen. Undankbarkeit ist auch eine Form der Selbstverzwergung.

Kolumne von Norbert Frei

Wer Serien wie "Ku'damm 56" gesehen hat oder sonst ein bisschen was über die Fünfzigerjahre, der weiß, wie gern man damals feierte: die einen im Petticoat-Kleid bei Rock'n'Roll, die anderen bei großen Empfängen im Frack. Letzterer sollte dann aber schon mit einem wichtigen Orden geschmückt sein, je höher die Stufe, desto besser. Im Bonn der Adenauerzeit trieb dieses Renommierbedürfnis eines wiederaufbaustolzen Bürgertums mitunter kuriose Blüten. Ende Januar 1954, als Theodor Heuss das auch schon damals nicht mehr unbedingt als "biblisch" zu bezeichnende Alter von 70 Jahren erreichte, war das Anlass zweitägiger, fast noch monarchisch anmutender Zeremonien: Am Vorabend seines Geburtstags, nachdem der Bundespräsident seinerseits mit launigen Worten die Bonner Ehrenbürgerschaft entgegengenommen hatte - deren Sinn sei es wohl, der Stadt keine "Unehre" zu machen -, stattete der "Jubilar" nicht weniger als 18 Herren (aber keine einzige Frau) mit je einem Großkreuz aus.

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