Glyphosat:Plan B fehlt

Beim Insektenschutz prallen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium aufeinander. Es ist ein alter Konflikt - doch Leidtragende könnten Landwirtschaft und Umwelt sein.

Von Michael Bauchmüller

"Zielkonflikt" ist eine der Lieblingsvokabeln von Julia Klöckner. Wohin die Landwirtschaftsministerin von der CDU auch blickt, überall finden sich solche Konflikte. Zum Beispiel, weil eine intensivere Landwirtschaft Vögeln und Insekten zu Leibe rückt, der Schutz von Vögeln oder Insekten dagegen der bisherigen Praxis vieler Landwirte. Und im Zweifel hört Klöckner auf die Stimme der Bauernverbände. So versteht sie, wie viele ihrer Vorgänger, ihren Job - leider.

Beim umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat wiederholt sich deshalb gerade das Trauerspiel der Vorgängerregierung. Auch hier lagen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium über Kreuz, und der Konflikt gipfelte darin, dass der Agrarminister im Alleingang einer neuen EU-Zulassung der Chemikalie zustimmte. Die Minister hießen damals Barbara Hendricks und Christian Schmidt.

Heute heißen sie Svenja Schulze und Julia Klöckner, aber die Aufstellung ist ähnlich. Die eine beschützt die Umwelt, die andere die Bauern. Sie reden weniger mit- als übereinander. Sie klären nicht, wie Alternativen zu Glyphosat aussehen können, die weder neue Chemie, noch massive Bodenerosion nach sich ziehen. Die Folge ist Stillstand, und das Nachsehen haben womöglich Bauern und Umwelt: 2023 läuft die EU-Genehmigung aus. Doch ein Plan B fehlt.

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