Über drei Fragen diskutieren Spanierinnen und Spanier jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit: Wie gelungen ist die diesjährige Straßenbeleuchtung? Welche Zahlen werden bei der Weihnachtslotterie gewinnen? Und: Wie teuer sind denn jetzt schon wieder die Meeresfrüchte? Muscheln, Krebse und Gambas gehören auf vielen Festtafeln der iberischen Halbinsel so zwingend zu Weihnachten wie die Tanne in Deutschland. Doch je näher das Fest rückt, desto höher die Preise. Entenmuscheln, schon in normalen Zeiten eine kostspielige Delikatesse (gut und gern 60 Euro pro Kilo), seien 30 Prozent teurer als sonst, berichten einschlägige Branchendienste. Auch der Markt für Herz- und Venusmuscheln ebenso wie für Gambas aller Art zieht kräftig an. Am meisten sticht jedoch der Preis für „Angulas“ hervor, zu Deutsch Glasaale. Das sind Aale, so klein wie Würmer, die in ihrem jugendlichen Stadium noch durchscheinend sind und gefischt werden, wenn sie aus dem Meer kommend in die Flussmündungen ziehen. Für ein Kilogramm dieser im Baskenland besonders beliebten Delikatesse muss man mittlerweile 1400 Euro bezahlen. Die Generation der Boomer erinnert sich, dass in ihrer Kindheit Glasaale ein Bruchteil davon kosteten. Sie wurden bündelweise in Salate oder auf Brotstücke gepackt. Heute sind die Tiere heillos überfischt und entsprechend knapp. Deshalb hat der spanische Fischhandel schon vor Jahren ein Produkt namens „Gulas“ erfunden – nachgemachte Glasaale aus Fischprotein, mit Lebensmittelfarbe verziert. Sogar die Augen werden aufgemalt. Bei den Preisen für echte Glasaale verwundert es nicht, dass es einen Schwarzmarkt gibt. Kürzlich zerschlug die Polizei einen Händlerring, der 18 Tonnen illegal gefischte Glasaale aus dem Baskenland nach Mexiko verfrachten wollte.
Aktuelles Lexikon:Glasaale
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Sie sind durchscheinend, nur so groß wie Würmchen und besonders im Baskenland eine horrend teure Weihnachts-Delikatesse.
Von Patrick Illinger
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