Aktuelles Lexikon:Gipfel

Höchster Punkt eines Berges, aber auch Zusammenkunft der in ihrem Wirkungsbereich ranghöchsten Politikerinnen oder Politiker. Wie zum Beispiel das Treffen in Berlin zum Thema Migration.

Von Joachim Käppner

„Wenn die Glut mit tausend Gipfeln sich zum Himmel hob“, so schrieb Goethe, und fast könnte sich der Satz auf die deutsche Politik dieser Tage übertragen lassen, die es an Glut nicht mangeln lässt und an Gipfeln ebenfalls nicht. Am Montag stieg in Berlin der „Migrationsgipfel“, womit seitens der Union ein Gipfeltreffen zwischen ihr und der Bundesregierung gemeint ist, ungeachtet der Versuche der Ampel, dies zum „Arbeitstreffen“ herunterzustufen. Welche Gipfelhöhe dort inhaltlich erreicht wurde, ist zwischen den Beteiligten freilich strittig. Der Gipfel, also der höchste Punkt eines Berges oder einer Anhöhe, ist im Politsprech eine Kurzform für eine Begegnung auf Top-Ebene, wie beim G-7-Gipfel, der Zusammenkunft der wichtigsten Industriestaaten. Umgangssprachlich steht der Gipfel eher für Extreme, wenn es etwa heißt: Das ist doch der Gipfel oder die Höhe, dass sich die Parteien nicht einigen können. Die Euphorie oben auf einem Gipfel ist übrigens trügerisch, wie ebenfalls Goethe schrieb und was die Regierungsmitglieder aufmerksam lesen sollten: „Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln / Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg, / Lange deckt Nacht schon das Thal und die Pfade des Wandrers ...“

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