Gibraltar:Keine Schikane

Gibraltar bleibt ein harter Brexit erspart. Die Einigung ist historisch - und erfrischend pragmatisch.

Von Karin Janker

Aus Sicht der spanischen Rechten haben Premierminister Pedro Sánchez und seine Außenministerin Arancha González Laya die Sache mit Gibraltar verbockt. In den Augen vieler Gestriger bot der Brexit die unwiederbringliche Gelegenheit, den Briten ein Stück von jenem Felsen abzupressen, um den Spanien und das Vereinigte Königreich seit mehr als 300 Jahren streiten.

Doch die Regierung in Madrid hatte offensichtlich keine derartigen Eroberungszüge im Sinn. Zwar war es ein Erfolg, dass Gibraltar vom Brexit-Abkommen ausgenommen und bilateral verhandelt wurde. Am Ende aber bleibt die britische Hoheit über das Gebiet unangetastet. Sánchez verkündete eine Einigung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger. Ihnen bleibt ein harter Brexit erspart, der Felsen tritt dem Schengenraum bei. Für Tausende Pendler ist das eine gute Nachricht. Dieser Schritt ist pragmatisch und zukunftsorientiert - also genau das, was Gibraltar gebraucht hat.

Seit dem Frieden von Utrecht 1713 herrscht Unfrieden über die britische Exklave in Spaniens Südwesten. Immer wieder war der Affenfelsen Schauplatz eines anachronistischen Kräftemessens. Dabei liegt der Anachronismus nicht nur darin, dass es hier eine Kolonie ins 21. Jahrhundert geschafft hat; auch Spanien rückt nicht von seinen Überseegebieten Ceuta und Melilla ab. Mindestens so absurd ist die Vorstellung, dass sich die Mächtigen in London durch das Schikanieren von Grenzpendlern hätten erpressen lassen. Es war richtig von González Laya, sich auf dieses Spiel nicht einzulassen.

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