Süddeutsche Zeitung

Gewerkschaften:Die gute Nachricht

Arbeitnehmer können sich freuen: Die Pandemie ist kein Streikbrecher.

Von Benedikt Peters

Hinter einer ziemlich abstrakten Zahl verbirgt sich eine gute Nachricht: 342 000 Tage lang haben Menschen in Deutschland im Corona-Jahr 2020 gestreikt - und damit ähnlich viel wie im Nicht-Corona-Jahr 2019 (360 000 Tage). Warum das gut ist?

Die Gewerkschaften mussten sich mit Aufziehen der Pandemie um ihre Kampfkraft sorgen. Die Belegschaften aus dem Home-Office heraus mobilisieren? Streiken, dabei aber Abstand halten? Das erschien vielen kaum möglich, und damit den Gewerkschaften als Gefahr. Sie müssen glaubwürdig mit Arbeitskämpfen drohen können, andernfalls können sie die Verhandlungen mit den Arbeitgebern gleich bleiben lassen.

Die großen Gewerkschaften, allen voran Verdi und die IG Metall, haben gezeigt, dass sie auch per Online-Warnstreik Druck entfalten und gute Ergebnisse erzielen. Die Arbeitnehmer können froh darüber sein, denn für viele von ihnen sind die Zeiten schwer. Die einen stöhnen über die andauernde Kurzarbeit, die anderen wollen endlich gute Bedingungen bei der Heimarbeit - und für beinahe alle wird es in den kommenden Monaten und Jahren um die große Frage gehen, wer die Hauptlast der Krise trägt. Der Staat? Die Arbeitgeber? Oder doch die Beschäftigten? Für eine Gesellschaft ist es gut, wenn die eher kleinen Leute auf starke Interessenvertreter zählen können.

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