Am 21. Januar 1957 entsandte die Zeit einen Reporter nach Hamburg, um über die Musterung der ersten Wehrpflichtigen für die Bundeswehr zu berichten. Die Musterung, die medizinische Prüfung der körperlichen Eignung für den Dienst als Soldat, war in der Nazizeit ein berüchtigtes Ritual gewesen, bei dem junge Männer oft gedemütigt und selbst dann kriegsdiensttauglich geschrieben wurden, wenn sie es nicht waren. Derlei sollte sich, schwor die 1955 neu aufgestellte Bundeswehr, nicht wiederholen, daher, so der Zeit-Journalist, durfte der „wehrreife Jüngling einen Rechtsbeistand oder auch seine besorgten Eltern mitbringen“. Mädchen unterlagen nicht der Wehrpflicht. Wer von 1957 bis 2010 als tauglich eingestuft wurde, musste Wehrdienst leisten. Fortan galten die Tauglichkeitsstufen von 1 bis 6, verdächtigerweise entsprachen die Ergebnisse aber auch jetzt oft den Personalbedürfnissen der Truppen. In starken Jahrgängen der „Boomer“ wurden junge Männer reihenweise ausgemustert, in schwachen die meisten eingezogen, sofern sie nicht verweigerten. Wie das wohl in Zukunft sein wird? Der Bundeswehr, nun Berufsarmee, fehlt viel Personal – das neue Wehrdienstgesetz von Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht die Erfassung und gegebenenfalls die Musterung junger Menschen wieder vor.
GeschichtsbildNach der Musterung
Wie es war, als in Deutschland die Wehrpflicht galt, von 1957 bis 2010.
Von Joachim Käppner
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