Rituale können nerven. Aber sie können auch Orientierung bieten in nervösen Zeiten. Zu den wenigen historisch-politischen Ritualen, die dieses Land pflegt, gehört der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus". Erst 1996 von Bundespräsident Roman Herzog eingeführt - ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der NS-Herrschaft -, hat der 27. Januar nach rumpeligen Anfängen seine Form gefunden. Die Besonderheit dieses staatsprotokollarisch herausgehobenen Vormittags im Parlament entsteht durch die Präsenz eines Gastes, der meist aus persönlichem Erleben Zeugnis ablegt von den Verbrechen, die Deutsche während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und in ganz Europa begangen haben. In diesem Jahr sprach Inge Auerbacher berührend anschaulich über ihre verlorene Kindheit im Konzentrationslager Theresienstadt, wohin sie mit ihren Eltern im Sommer 1942 deportiert worden war.
MeinungGeschichtspolitik:Deutsches Gedächtnis
Kolumne von Norbert Frei
Lesezeit: 3 Min.
Die Sehnsucht nach dem Schlussstrich und die Logik der Antisemiten: Der Hass auf die Juden wächst, weil sie nicht vergessen wollen.
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