Gerhard Schröder:Der nicht

Egal, was Kumpel Putin macht, der Ex-Kanzler wird sich nicht von ihm distanzieren. Und das sagt schon alles.

Kommentar von Stefan Braun

Gibt es ein Privatleben für Politikerinnen und Politiker? Ja, hoffentlich. Jeder Mensch braucht einen solchen Schutzraum. Und all jene, die wie Abgeordnete, Ministerinnen oder gar Bundeskanzlerinnen im Amt unter harter öffentlicher Bewertung stehen, brauchen es ganz besonders. Erst recht im Ruhestand. So gesehen ist es nicht falsch, wenn die SPD immer wieder erklärt, dass Gerhard Schröder, der Ex-Kanzler, nun eben ein Privatleben führe und mit der SPD nichts mehr abspreche. Soweit ist das völlig in Ordnung.

Ganz und gar nicht in Ordnung ist es aber, wenn der Ex-Kanzler in diesem Privatleben so tut, als gehe ihn auch das schlimmste Handeln seiner Freunde nichts an. Ja, als sei es einfach ganz normal und selbstverständlich, mit derlei Leuten - na klar, privat - Geschäfte zu machen. Nein, ob er will oder nicht - ein Ex-Kanzler bleibt eine Persönlichkeit, die für viele Menschen immer noch Vorbild sein sollte. Eine Persönlichkeit, deren Verhalten ausstrahlt. Und die - wenn sie ein Fünkchen Selbstachtung hat - selbst darum bemüht sein sollte, nicht auch das noch zu zertrümmern, für was sie einst gewählt wurde: die Glaubwürdigkeit im Kampf gegen einen Krieg.

Gerhard Schröder stand 2003 gegen den Irakkrieg. Ja, er bot in dieser Frage nicht nur irgendwelchen Autokraten, sondern dem engsten Verbündeten, den USA, die Stirn. Er war stolz drauf und er wurde dafür gefeiert. Aber was ist das noch wert, wenn er es nicht schafft, jetzt Wladimir Putin die Stirn zu bieten? Jetzt zu sagen, dass er seinen Job bei Rosneft und seinen künftigen bei Gazprom einfach nicht machen kann? Weil ihm das Herz brennt? Tja, das wäre was. Aber dazu wird es nicht mehr kommen. Und das sagt alles.

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