Oh, wie schön war die Welt im Jahr 1999. Das vermeintliche Ende der Geschichte war gerade zehn Jahre her, die liberale, kapitalistische Demokratie hatte gesiegt, auf der Loveparade in Berlin tanzten 1,5 Millionen Menschen zu Techno. Im Weißen Haus regierte Bill Clinton, der 11. September war ein Tag wie jeder andere und Wladimir Putins Imperialismus nur eine Idee. Der digitalen Revolution wohnte ein Heilsversprechen inne, Fortschrittsglaube war mehrheitsfähig und „Globalisierung“ ein Zauberwort. Und im Juni vor der Jahrtausendwende fassten die Europäische Union und die lateinamerikanischen Länder des Mercosur-Staatenbunds den Plan, über ein Freihandelsabkommen zu verhandeln.
MeinungMercosur-Vertrag:Die Gegner des Abkommens sabotieren das europäische Projekt

Kommentar von Jan Diesteldorf
Lesezeit: 3 Min.

Der Vertrag zwischen der EU und Ländern Lateinamerikas ist dringend notwendig. Doch wen interessiert das, wenn man aus der diffusen Furcht von Bauern und Verbrauchern politisch Kapital schlagen kann?

EU-Mercosur:„Dieses Abkommen ist eine politische Notwendigkeit“
Mit großen Worten besiegelt Ursula von der Leyen die Verhandlungen über das Mercosur-Handelsabkommen. Sie geht ein hohes Risiko ein – mit voller Absicht. Die EU-Mitgliedstaaten müssen dem Deal noch zustimmen.
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