Es gibt Fragen, die sind naheliegend, aber sie fühlen sich verstörend an; weshalb manche sie nur in ihrem Innersten stellen und es gar nicht wagen, sie auszusprechen. Der 7. Oktober ist ein Tag, an dem sich dem Naheliegenden und Verstörenden kaum ausweichen lässt: Ist es richtig, an diesem Tag in deutschen Städten vor allem der 1200 Menschen zu gedenken, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas ermordet wurden – und weniger der 67 000 Menschen in Gaza, denen Israels Armee seit dem 7. Oktober das Leben genommen hat? Was „vor allem“ und was „weniger“ heißt, war am Dienstagmorgen in Berlin zu sehen, am Brandenburger Tor. 1200 Stühle waren dort in Reihen aufgebaut, auf jedem ein Foto eines ermordeten Israelis. Man hätte ja auch 67 000 weitere Stühle aufstellen können, wenn die Organisatoren es denn im Sinn gehabt hätten.
MeinungGedenken:Das Entsetzen über den 7. Oktober nimmt dem Entsetzen über Gaza nichts

Kommentar von Detlef Esslinger
Lesezeit: 2 Min.

Eine naheliegende und zugleich absurde Frage: War es richtig, am Dienstag vor allem der ermordeten Israelis zu gedenken? Ja, es war richtig.

Zwei Jahre nach dem 7. Oktober 2023:Die Hamas hat Israel in eine Falle gelockt
Selbst wenn der jüdische Staat den Konflikt mit der Terrororganisation militärisch gewinnt, droht er ihn politisch zu verlieren. Über das Dilemma der asymmetrischen Kriege.
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