Süddeutsche Zeitung

Lokführer:Vorerst vernünftig

Die GDL verzichtet vorerst auf Streiks, zum Glück.

Von Caspar Busse

Das ist eine gute Nachricht für Reisende: Bis Anfang August wird es bei der Deutschen Bahn keine Streiks geben. Zuvor hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit Ausständen gedroht, ausgerechnet zum Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern, ausgerechnet jetzt, da nach den dunklen Monaten der Pandemie die Menschen wieder verreisen wollen.

Nun kommen Streiks natürlich nie zur rechten Zeit. Wenn sie niemandem wehtun, sind sie kein Druckmittel, und man könnte sie auch lassen. Doch diesmal ist die Situation eine spezielle. Die Deutsche Bahn hatte auch während des Lockdowns den Verkehr weitgehend aufrechterhalten, die Lokführer wissen selbst, dass sie monatelang größtenteils leere Züge durch die Republik fuhren. Die Pandemie hat dem Unternehmen 2020 einen Rekordverlust von fast sechs Milliarden Euro eingebracht, die Schulden sind weiter gestiegen, und auch 2021 wird schwierig werden. Das ist kein guter Zeitpunkt für deutliche Lohnerhöhungen.

Nun ist offenbar Vernunft eingekehrt. Die GDL will zwar eine Urabstimmung abhalten und möglicherweise dann streiken. Die Zeit bis dahin muss aber genutzt werden, vielleicht gelingt Bahn und GDL ja etwas, das für sie sensationell wäre: ein Tarifvertrag ohne Arbeitskampf. Man wird ja wohl noch hoffen dürfen.

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