Während des Kalten Kriegs erfüllten Atomwaffen einen Zweck: Sie dienten der Abschreckung, ihre Existenz sollte einen großen Landkrieg in Europa zwischen den Blöcken verhindern. Heute ist das anders: Der Besitz von Atomwaffen ermöglicht es dem russischen Regime überhaupt erst, so Krieg gegen die Ukraine zu führen, wie es das tut. Wäre Russland kein Nuklearstaat, dann könnte der Kriegstreiber Wladimir Putin auch nicht ständig mit einer atomaren Eskalation drohen, und die Entscheidungen über die Lieferung und den Einsatz westlicher Waffen sähen anders aus.
Aber Russland ist eben Nuklearmacht, und das Risiko einer atomaren Eskalation des Ukrainekriegs besteht. Man kann darüber debattieren, wie groß es ist, wie ernst man es nehmen muss und ob man sich deswegen Putin vor die Füße werfen sollte. Aber man kann dieses Risiko nicht einfach leugnen, es muss Teil der sicherheitspolitischen Abwägung bleiben. Insofern ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Organisation Nihon Hidankyo, in der sich Überlebende der Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki für eine atomwaffenfreie Welt engagieren, eine politisch und zeitlich passende Wahl. Die Entscheidung erinnert die Welt daran, was der Einsatz von Atomwaffen bedeutet. Und sie ist eine Mahnung, was der Menschheit droht, wenn sich immer mehr Länder diese ultimative Waffe beschaffen. Wer wüsste das besser, wer könnte glaubhafter davor warnen als die Augenzeugen von Nihon Hidankyo?