Franziska Giffey:Ohne Zauber

Als Bürgermeisterkandidatin war sie eine Hoffnung für die Berliner SPD, jetzt ist sie ein Wagnis. Ob das dennoch gutgeht, entscheiden die Parteilinken.

Von Jan Heidtmann

Neunzig Prozent Unterstützung - für die streitlustige Berliner SPD ist das der Goldstandard. An diesem Wochenende wollten die Genossen bei der Wahl ihrer neuen Co-Vorsitzenden ein Zeichen setzen. Die Ernennung von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey umweht dennoch etwas Tragisches: Fast im Alleingang sollte sie die Partei aus ihrem Tief holen. Dieser Zauber, der die Personalie Giffey einmal umwehte, ist längst verflogen. Seitdem die Freie Universität Berlin angekündigt hat, ihre Doktorarbeit noch einmal zu prüfen, ist Giffey mehr Wagnis als Hoffnung.

Die Universität will bis Ende Februar entscheiden. Der Wahlkampf hat dann begonnen, Giffey wird die SPD-Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin sein. Sollte ihr der Titel aberkannt werden - und das ist wahrscheinlich - müsste sie als Bundesministerin zurücktreten. Und als Bürgermeisterkandidatin? Giffey selbst sagt, dass sie den Titel als Mensch und als Politikerin nicht brauche. Glaubt man den Umfragen, denkt das auch ein Großteil der Berliner.

So könnte die Berliner SPD auch mit einer entzauberten Kandidatin Erfolg haben. Ob das gelingt, liegt weniger bei der neuen Landesvorsitzenden, sondern bei der Parteilinken. Zwingen sie Giffey auf ihre Linie, wäre sie vielleicht eine Kandidatin für die Mehrheit der Partei. Aber sie wäre dann nicht mehr die Kandidatin für die Mehrheit der Berliner.

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