Facebook:Bürger, Kunden, Nutzer

Der Konzern warnt vor Hackern im Bundestagswahlkampf. Und lenkt damit den Blick auf sehr Grundsätzliches.

Von Andrian Kreye

Facebook hat davor gewarnt, dass Hacker während des Bundestagswahlkampfes Informationen stehlen und manipulieren könnten. Das ist eine gute Erinnerung. Kaum eine Infrastruktur ist so verwundbar wie das Internet - das längst das Betriebssystem für diesen Planeten ist. Die Pandemie beschleunigt gerade den Prozess, in dem es ausgebaut wird. In Deutschland setzen zum Beispiel viele auf die raschen Effekte eines Impfpasses auf Blockchain-Basis sowie auf eine App namens Luca. Beide sind digitale Infrastruktur, die von privaten Anbietern konstruiert und teils betrieben wird.

Gerade Facebook ist das Paradebeispiel dafür, dass die Übernahme zentraler gesellschaftlicher Rollen für Privatfirmen eine Überforderung bedeutet. Sehr spät kam der Konzern in den vergangenen Monaten zu Einsichten, dass er seine Macht beschränken muss, um das Gemeinwohl nicht zu gefährden.

Wenn die Welt nun ein digitales Gesundheitssystem aufbaut, sind die Staaten gefordert. Firmen sind immer dem Wachstum verpflichtet. Eine staatliche Infrastruktur aber ist Allgemeinbesitz der Bürger. Die können ganz andere Forderungen stellen als Kunden oder Nutzer. Deswegen irrt sich, wer glaubt, man könnte die digitale Infrastruktur in die Privatwirtschaft auslagern. Die Seuche wird wieder verschwinden. Die Infrastruktur wird bleiben.

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