Facebook:Ausgleichende Gerechtigkeit

Das Militär in Myanmar findet seinen Meister in Zuckerberg.

Von Jannis Brühl

Facebook ist eine Kampfzone. Damit die demokratischen Demonstranten in Myanmar sich nicht vernetzen können, dreht ihnen das putschende Militär immer wieder das Internet ab. Insofern hat es etwas von ausgleichender Gerechtigkeit, dass die Junta ihren Meister in Facebook findet. Das Netzwerk aus den USA schlägt sich auf die Seite der Demonstranten und verbannt das Militär samt seinen Medien. Das hat zwar Wochen gedauert, aber es gibt wohl Lerneffekte. 2017, als das Militär eine brutale Offensive gegen die Rohingya startete, diente Facebook noch als Durchlauferhitzer für Hasspropaganda.

Auf die Meinungsfreiheit kann sich Myanmars Junta nicht berufen. Sie sind die Mächtigen, sie haben das Netzwerk missbraucht, um Gewalt von oben nach unten anzuwenden. Eine brutale Macht mit eigenen Fernsehsendern ist keine kritische Stimme, die zu Unrecht mundtot gemacht wird.

Der Fall gibt einen Vorgeschmack auf künftige Konflikte: Ein Konzern, der nicht mal Mitarbeiter im Land hat, greift direkt in einen Konflikt ein, der 36-jährige Chef sitzt in Kalifornien vor verführerischen Knöpfen. Das dürfte Begehrlichkeiten wecken. Denn ob Diplomaten, Präsidenten oder NGOs: Wer Mark Zuckerbergs Ohr hat, kann Regime stummschalten lassen. Im Namen der Demokratie - oder von was auch immer.

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