Europäische Zentralbank:Das lange Drama mit der Inflation

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Eine Inflation von 8,1 Prozent bedeutet: 100 Euro von vor einem Jahr sind jetzt noch 91,90 Euro wert. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Endlich beendet die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik. Nun muss sie ihren eigentlichen Job erledigen: die Voraussetzungen für stabile Preise schaffen.

Kommentar von Markus Zydra

Die Europäische Zentralbank wird im Juli erstmals seit 2011 den Leitzins erhöhen. Dieser Schritt ist überfällig. Die Inflation in der Eurozone liegt bei 8,1 Prozent, Menschen müssen für ihre Grundversorgung, für Energie und Lebensmittel, immer höhere Preise bezahlen. Ärmere Haushalte leiden besonders stark. Die Währungshüter hätten darauf viel früher reagieren müssen. Doch EZB-Präsidentin Christine Lagarde und ihr Team beharrten darauf, dass der Inflationsschub bald vergehen würde. Das war eine Fehleinschätzung, die umso ärgerlicher ist, da Notenbanken in den USA und Großbritannien die Zinswende bereits viel früher eingeleitet haben. Zwar sind die Inflationsraten dort noch ähnlich hoch wie die in der Währungsunion - aber sie werden das Inflationsdrama wohl auch schneller hinter sich lassen. Der EU-Nachbar Polen verzeichnet derzeit sogar eine Inflation von 13,9 Prozent, und obwohl die Zentralbank des Landes bereits im vergangenen Jahr erste Anhebungen des Leitzinses beschlossen hatte, stiegen die Preise weiter an. Denn Zinserhöhungen brauchen Zeit, um preishemmend zu wirken. Und dass selbst Japan, ein Land, dessen Wirtschaft seit Jahrzehnten praktisch keine Teuerung erlebt hat, eine Inflationsrate von mehr als ein Prozent meldet, zeigt: Die steigenden Preise sind ein globales Phänomen, das keine Zentralbank rechtzeitig eindämmen konnte.

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:Das späte Ende der Nullzinspolitik

Um die hohe Inflation zu bekämpfen, möchte die EZB den Leitzins anheben. Noch ist offen, wie stark der Zins steigt. Bis die Preise wieder stabil sind, dürfte es aber noch eine Weile dauern.

Von Markus Zydra

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