Profil:Mswati III.

Amtseinführung des neuen südafrikanischen Präsidenten

König Mswati III. lebt in Saus und Braus, sein Volk in großer Armut.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Afrikas letzter absoluter Monarch, nun von seinem unzufriedenen Volk bedrängt.

Von Bernd Dörries

Es hätte eigentlich ein feierlich-freudiges Jahr werden sollen für Mswati III., den König von Eswatini, einem kleinen Staat im Süden Afrikas. 35 Jahre sitzt er nun auf dem Thron, es wäre ein schöner Anlass gewesen, ein paar Jubelfeiern abzuhalten, den Harem zu vergrößern oder mal wieder ein paar Rolls-Royce zu importieren, die letzte Großbestellung ist nun ja auch schon wieder zwei Jahre her. Stattdessen muss sich der letzte absolute Monarch des afrikanischen Kontinents mit einem zunehmend widerborstigen Volk herumschlagen, das seit Wochen seinen Abtritt fordert. Am Freitag hatte er die Opposition zu einem nationalen Dialog eingeladen, die Protestierenden hielten wenig davon, mit einem Despoten zu verhandeln, der bisher mehr als 50 Demonstranten habe erschießen lassen.

Als Mswati III. im Jahre 1986 im Alter von 18 Jahren den Thron bestieg, versprach er, das winzige Land mit einer Million Einwohner zu modernisieren, sein Vater war der am längsten regierende Monarch der Welt. Und im Vergleich zu ihm kann der Sohn tatsächlich behaupten, ein Reformer zu sein, Sobhuza II. hatte etwa 70 Frauen und mehr als 210 Kinder. Sein Sohn kommt auf 15 Frauen und 21 Töchter und Söhne. Ansonsten ist aber alles beim Alten geblieben, der König regiert das Land als Privatbesitz, Eswatini hat eine der höchsten Schuldenquoten der Welt und gleichzeitig eine der höchsten Raten von HIV-Infektionen. Der Großteil der Bevölkerung lebt in bitterer Armut, während der König während einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen im Jahr 2019 eine ganze Flotte Rolls-Royce importierte, für jede seiner Frauen einen. Es wirkt oft so, als wolle er alle westlichen Klischees über afrikanische Potentaten in sich vereinen.

Als er das fast völlig von Südafrika umschlossene Land übernahm, nannte es sich noch Swasiland, einige Jahre später benannte er es in Eswatini um, weil der Monarch Anstoß daran genommen hatte, dass sein Reich im Ausland zu oft mit "Switzerland" verwechselt worden sei. Die größte Errungenschaft seiner Amtszeit ist der Bau eines neuen Flughafens, der nach dem König selbst benannt ist. Etwa 200 Millionen Dollar soll er gekostet haben, ein Teil davon ging für die Bezahlung internationaler Experten drauf, die dann entschieden, den Flughafen möglichst weit weg von der Hauptstadt zu bauen, 70 Kilometer entfernt im absoluten Niemandsland. Nennenswerte Flugbewegungen sind dort bis heute nicht zu verzeichnen.

Der Tanz der Töchter

Der König sei nicht der Hellste, "intellektuell nicht weit entwickelt", so soll ihn einer seiner früheren Berater laut US-Diplomaten einmal beschrieben haben. Eine Einschätzung, die durch die Veröffentlichung geheimer US-Depeschen bekannt wurde und außerhalb des Königshauses keinen Widerspruch erfuhr. Andererseits hat es Mswati III. bisher geschafft, 35 Jahre an der Macht zu bleiben und das Land auszuplündern.

Jedes Jahr pilgern Tausende Mädchen zum Schilfrohr-Tanz in die Hauptstadt, wo sie kaum bekleidet für den König tanzen, der dann eine von ihnen in seinen Harem aufnimmt. Von europäischen Reiseveranstaltern wird der Tanz als "kultureller Höhepunkt" vermarktet. Letztlich ist es so, dass den Eltern, die ihre Töchter nicht zum König schicken wollen, finanzielle Hilfen gestrichen werden. Es ist erstaunlich, dass es ein solches Herrschaftssystem im 21. Jahrhundert noch gibt, Mswati III. profitiert davon, dass sein Land zu klein ist, als dass sein Treiben internationale Proteste hervorrufen könnte.

In den vergangenen Jahren hat der König mit einem diplomatischen Kniff Taiwan als neuen Verbündeten akquiriert. Swasiland erkennt die Insel als einziges afrikanisches Land an, dafür fließt Entwicklungshilfe. Mittlerweile kam es zu der kuriosen Situation, dass das demokratische Taiwan den Nachbarn China beschuldigt, die pro-demokratische Opposition in Eswatini zu unterstützen. Dem König wird es egal sein.

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