Süddeutsche Zeitung

Trump:Er macht weiter

Der frühere Präsident sagt er, wolle keine neue Partei gründen. Warum sollte er auch?

Von Thorsten Denkler

Im Grunde müsste sich am Sonntag jedem Republikaner der Magen umgedreht haben während Trumps Auftritt; jedem traditionellen Republikaner zumindest. Der klare Verlierer der Präsidentschaftswahl 2020 hat eine Rede gehalten, die jedem autokratischen Führer zur Ehre gereicht hätte. Er hat seine wichtigsten innerparteilichen Gegner namentlich aufgezählt, sie beschimpft als "Rinos" (Republicans in Name only), als Politiker, die nur dem Namen nach Republikaner seien. Er hat seine Fans auf sie gehetzt.

Und natürlich hat er all seine Lügen wiederholt, dass er die Wahl gewonnen habe und sie ihm gestohlen worden sei. Den Supreme Court, das höchste Gericht, beschimpfte er, weil es seine Klagen gegen das Wahlergebnis nicht annehmen wollte. Die neun Richter, drei davon von ihm nominiert, sollten sich "schämen", dass sie nicht den Mut gehabt hätten, etwas gegen den "Wahlbetrug" zu tun.

Trump will keine neue Partei gründen, sagte er. Aber warum sollte er auch? Trump hat die vormalige Grand Old Party entkernt und mit loyalen Anhängern befüllt. Die Republikaner der Reagans und Bushs gibt es nicht mehr. Es sind die wahren Republikaner, die sich eine neue politische Heimat suchen müssen. Was man ihnen nachrufen muss: Sie haben Trump ermöglicht. Der Geist ist aus der Flasche.

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