Sauerland:Achtung, hier kommt Friedrich Merz!

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Im Arnsberger Stadion "Große Wiese" gewann Friedrich Merz die Kampfabstimmung gegen Patrick Sensburg. (Foto: Sascha Schuermann/Getty Images)

Im Arnsberger Stadion wird klar, was der CDU-Politiker mit der Unterstützung seines ehemaligen Rivalen Armin Laschet bezweckt.

Von Jana Stegemann

Seit 1980 gibt es den eigenständigen Wahlkreis Hochsauerland mit der Nummer 147. Noch nie hat eine andere Partei als die CDU ihn gewonnen. Seit Samstag ist Friedrich Merz hier erneut Direktkandidat für die Bundestagswahl. Mit 71 Prozent ging er als Sieger aus der Kampfabstimmung hervor, während sein Gegner Patrick Sensburg noch ungläubig staunte, wie raubtierhaft Merz ihm sein Mandat entrissen hatte.

Damit gilt als sicher, dass Merz Ende September wieder ins Parlament einzieht, wie schon von 1994 bis 2009. Wer auch immer Kanzlerin oder Kanzler wird, kommt an dem 65-jährigen Sauerländer also nicht vorbei. Sein Versprechen an die Delegierten "Sie bekommen in mir keinen bequemen und angepassten Abgeordneten" ist auch als Drohung zu verstehen. In einem Brief an seine CDU-Basis im Sauerland hatte sich Merz bereits für seinen einstigen Rivalen Armin Laschet und gegen CSU-Chef Markus Söder als Unions-Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Merz weiß um die existenzielle Gefahr, in der seine Partei steckt.

Dieses Bekenntnis wiederholte Merz am Samstag vor großer Kulisse - mit einem einzigen Zweck: Merz will Minister im möglichen Kabinett Laschet werden. Er kokettierte damit sogar in seiner Rede: Er sei und bleibe für alle hier der Wahlkreisabgeordnete im Hochsauerlandkreis, sagte Merz, auch wenn er "eine Aufgabe in einer späteren Regierung wahrnehmen sollte". Sein Herz schlägt nicht nur für das Sauerland. Seine Rückendeckung für den CDU-Chef ist keine Nettigkeit eines altersmilden Politikers - sondern ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Laschet. Merz ist von Oktober an kein Ex-Unionsfraktionsvorsitzender mit markigen Sprüchen mehr, sondern hat dann einen Sitz in Berlin und damit das Rederecht im Parlament. Wer Merz nicht in sein Regierungsteam einbindet, weiß aus der Vergangenheit, dass der Jurist als Gegner in der Fraktion äußerst unangenehm werden kann. Im Kritisieren und Lästern ist Merz schon immer Profi. Hinzu kommt, dass es für ihn die letzte Chance ist, noch mal in der ersten Reihe des Politikbetriebs mitzuspielen, er hat also nichts mehr zu verlieren und wird aufs Ganze gehen.

Dass in ihm noch immer ein begabter Rhetoriker steckt, bewies er am Samstag. Seine Rede war so selbstkritisch und emotional wie selten: Zweimal entschuldigte sich Merz beinahe und räumte eigene Fehler ein; er zeigte sich auch verletzlich ("Hämische und niederträchtige Kommentare, die ich nicht zuletzt auf Social Media bekomme - zum Teil auch aus der eigenen Partei - gehen an mir nicht spurlos vorbei"). Die Rede von Merz hatte aber auch im Überschuss, was Armin Laschet schwerfällt: Klarheit. Sie war ein Ausblick auf die weiteren Ambitionen des Friedrich Merz.

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