Corona-Warn-App:Blinder Technikglaube

Die Corona-Warn-App bekommt ein wichtiges Update. (Foto: Thomas Trutschel/Imago)

Unionspolitiker fordern, den Datenschutz der Corona-Warn-App zu lockern. Aber mehr zentral gespeicherte Daten lösen nicht automatisch mehr Probleme.

Von Philipp Bovermann

Der CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge will die Gesundheitsämter unterstützen, "nicht nur mit Soldaten, sondern auch mit Daten". In dieser Marschrichtung ist auch der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß unterwegs. Er plädiert für einen besseren Zugriff der Ämter auf die Daten der Corona-Warn-App.

Das Problem soll also so lange mit Daten überschüttet werden, bis es sich wundersam löst? In dieser Haltung offenbart sich ein Technikglaube, der für gewöhnlich umso stärker ist, je weniger er von Sachverstand behindert wird. Denn das eigentliche Funktionsgerüst der App liegt tief im Maschinenraum der Handys und wurde von Google und Apple entwickelt. Zahlreiche nationale Apps fußen darauf. Die Bundesregierung müsste also mal eben eine ganz neue App entwickeln lassen, die etwa per GPS Bewegungsprofile erfasst und zentral bei einer Behörde speichert.

Das hat schon in Frankreich nicht funktioniert. Und selbst wenn es in Deutschland klappen sollte: Wer kann die Unmenge von Daten bearbeiten? Viele Gesundheitsämter sind schon heute damit überfordert, die Listen von Kontaktpersonen Infizierter abzutelefonieren. Wer "den Datenschutz" für die schleppende Kontaktverfolgung verantwortlich macht, hat entweder das Problem nicht verstanden - oder will vom eigentlichen Problem ablenken.

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