Coronavirus:Spekulationen über eine Killervariante bringen nichts

Lesezeit: 1 Min.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt für den Herbst vor einer neuen Corona-Variante, die so ansteckend wie Omikron, aber so tödlich wie Delta sein könnte. (Foto: Pool/Getty Images)

Niemand weiß, wie die pandemische Lage in einem halben Jahr aussehen wird. Anstatt von neuen Horrorszenarien zu reden, sollte Karl Lauterbach besser dafür sorgen, den Sommer nicht wieder zu vertrödeln.

Kommentar von Christina Kunkel

Nach mehr als zwei Jahren Pandemie sollte bei jedem Experten angekommen sein, wie wichtig für die Akzeptanz der Pandemie-Maßnahmen in der Bevölkerung eine unaufgeregte, stringente Kommunikation ist. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach müsste mittlerweile wissen, dass Spekulationen über eine "Killervariante", die die Welt im nächsten Winter heimsuchen könnte, absolut untauglich sind, um Menschen zu Vorsicht und Umsicht zu bewegen - oder sie gar von einer Impfung zu überzeugen.

Im Gegenteil: Das Image des alarmistischen Dauer-Warners Lauterbach verfestigt sich, auch die Vernünftigsten schalten irgendwann auf Durchzug. Es würde mehr helfen, sich nach zwei vertrödelten Sommern wenigstens diesmal gut auf mögliche Szenarien im Winter vorzubereiten. Die nötige Expertise dafür gäbe es ja mittlerweile im Gesundheitsministerium, aber auch durch den Corona-Expertenrat.

Verfrühte Warnungen vor Horror-Winter

Natürlich ist es gut möglich, dass es im Herbst und Winter wieder neue Varianten des Coronavirus geben wird. Auch dass andere Atemwegserkrankungen in der kalten Jahreszeit wieder mehr Menschen treffen werden, ist keine Neuigkeit.

Doch wie ansteckend eine neue Version von Sars-CoV-2 sein könnte, wie schwer sie krank macht, wenn ein Großteil der Bevölkerung schon durch Impfung oder Infektion mit dem Virus in Kontakt war, dazu gibt es noch keine nur annähernd wissenschaftlich fundierten Informationen. Genauso wenig, wie jemand vorhersagen konnte, dass nach Delta die insgesamt mildere Omikron-Variante kommt, kann man jetzt Aussagen über die pandemische Lage in einem halben Jahr treffen.

Was verantwortliche Politiker wie Karl Lauterbach tun sollten: Den Menschen die Sicherheit vermitteln, dass man sich diesmal rechtzeitig Gedanken macht, wie man auf die nächste Pandemie-Welle sinnvoll reagiert. Aber man sollte dabei immer ergebnisoffen kommunizieren: Es kann nämlich auch sein, dass es gar keinen neuen Corona-Horror-Winter geben wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: