Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Grob fahrlässig

Bund und Länder haben sich für einen riskanten Weg entschieden: Sie stellen Öffnungen in Aussicht, kümmern sich aber nicht genug darum, dass auch überall genug Tests bereitstehen.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Am Samstag wurden jene Geschäfte gestürmt, die Selbsttests im Angebot hatten. Warum kriegen Discounter die Bereitstellung von Selbsttests hin, die Politik jedoch nicht? Es klingt wie Hohn, wenn Gesundheitsminister Jens Spahn versichert, es seien genügend Tests da, und Deutschland sei ja schließlich "Logistik-Weltmeister". Das ist jener Minister, der Mitte Februar versichert hat, dass ab 1. März Schnelltests für alle verfügbar seien. Aber jetzt wird erst einmal eine Taskforce eingerichtet.

Am Wochenende ist nun ein Streit zwischen Vertretern von Bund und Ländern darüber entbrannt, wer für die Bereitstellung eigentlich die Verantwortung trägt. Alle! Es ist ein politisches Versagen, dass weder eine Strategie für das Testen entwickelt, noch eine Infrastruktur dafür aufgebaut wurde. In anderen EU-Staaten wie Österreich gibt es seit Monaten Massentests, in Schulen wird bis zu drei Mal pro Woche getestet, und seit März gibt es kostenlose Selbsttests zum Abholen in Apotheken.

In Deutschland haben sich Ministerpräsidenten und Kanzlerin für einen riskanten Weg entschieden: Sie lassen Öffnungen zu, kümmern sich aber nicht um das notwendige begleitende Testen. Das ist grob fahrlässig.

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