Gerade hat der Orthopäde Andreas Gassen, der in der Pandemie mit vielen makabren Forderungen bekannt geworden ist, wieder eine makabre Forderung präsentiert. Die Isolationspflicht für Corona-Infizierte müsse enden, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wer trotz Infektion fit sei, solle zur Arbeit gehen dürfen. Denn die Gesellschaft leide momentan mehr unter den vielen Fehlzeiten als unter den Infektionen, die meist milde verliefen.
Einfach so leben, als sei man gar nicht infiziert? Die Forderung erinnert fast an Donald Trumps Äußerungen, wonach man nicht so viel testen sollte, dann sei auch keine Pandemie. Es ist absurd zu glauben, dass das Problem der Arbeitsausfälle etwa in der Pflege damit zu lösen sei, dass man Infizierte an ihren Arbeitsplatz lässt. Wenn noch mehr Infizierte ihren Zustand ignorieren und damit den Schutz ihrer Nächsten, dann werden sich explosionsartig noch mehr Menschen anstecken. Und damit wäre nicht einmal die Herdenimmunität erreicht, von der man zu Beginn der Pandemie immer träumte. Denn bei Omikron kann man sich schon Wochen nach Genesung und letzter Impfung erneut anstecken. Dass der Verlauf jedes Mal milder ist, ist derzeit nicht garantiert.
Es ist schon so, dass viele Menschen unter einer Corona-Infektion nicht mehr so stark leiden. Omikron ist milder als Delta, Alpha und Wuhan, und die Impfungen schützen exzellent vor schwerem Verlauf. Dennoch ist das Leid immer noch zu groß. Wenn man dem Virus jetzt - nachdem man schon fast alle Schutzmaßnahmen hat fallen lassen - nicht einmal mehr durch Isolation der Infizierten Einhalt gebietet, nimmt man noch mehr Infektionen in Kauf. Noch mehr Infektionen bedeuten aber unweigerlich: Noch mehr Schwerstkranke, noch mehr Tote, noch mehr Menschen mit Long Covid. Wie klein der Anteil all dieser Betroffenen an den Infizierten auch sein mag - er ist bei explodierenden Fallzahlen in jedem Fall viel zu groß.