Corona:Lob der Kritik

Schaufensterpuppen Brandenburger Tor Berlin, 31.03.2021: In Absperrband eingewickelte Schaufensterpuppen stehen und sit

Es fehlen die Menschen auf den Plätzen: Kunstaktion von Dennis Josef Meseg in Berlin.

(Foto: Andreas Gora via www.imago-images.de/imago images/Andreas Gora)

Freie Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie Widersprüche aushalten. In der Pandemie darf diese Fähigkeit nicht verloren gehen. Sie ist systemrelevant.

Kolumne von Heribert Prantl

Der amerikanische Biologe Clarence Birdseye gilt als der Erfinder der Tiefkühlkost. Er hat in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts das Schockfrosten von Lebensmitteln eingeführt. Es ist eine Methode, die Birdseye den Inuit abgeschaut hat: Die hängen ihre Fische in der eisigkalten Luft, bei vierzig Grad minus, zum Gefrieren auf. Bei Gemüse, Fleisch und Fisch dient das Schockfrosten der Haltbarkeit; beim Wiederauftauen verlieren die Lebensmittel dann nicht so viel Flüssigkeit. Ob das auch bei der Zivilgesellschaft funktioniert? Seit über einem Jahr ist der Lockdown, also das Einfrieren des öffentlichen Lebens, eine Methode, um die Gesellschaft gegen Corona zu wappnen und das Virus abzuwehren. Es ist allerdings noch nicht geklärt, wie lange das geht und wann und wie wieder aufgetaut werden muss.

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Kolumne von Heribert Prantl

Heribert Prantl ist seit 1. März 2019 Kolumnist und ständiger Autor der Süddeutschen Zeitung. Zuvor leitete er das Ressort Meinung sowie die Innenpolitik und war Mitglied der Chefredaktion. Alle seine Kolumnen finden Sie hier.

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